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craft ist für den pöbel

Orkmedizin

Rau kulat narfik. Gash!

anonymer Uruk

Wenn Orks auf dem Boden liegen, brauchen sie etwas, das sie wieder aufrichtet. Und wenn sie stehen, brauchen sie etwas, das sie umhaut. Genau dafür ist die Orkmedizin da. In zivilisierteren Zeiten sagte man zur Orkmedizin auch noch Sforzato. Doch da war es vielleicht eine harmonische Erweiterung des Mezzoforte. Inzwischen brütet diese hochdosierte Würze in den Katakomben von Mordor und wurde lange Zeit nur für besondere Momente hervorgeholt.

Ursprünglich in kleinen Mengen gebraut und nur den Offizieren zugänglich, entriss einst der listige Gashat den dunklen Shrak’Kor das Rezept und seitdem führen die Krack Gajutar stets ein kleines Fässchen des Gesöffs mit sich.

Doch das spielt alles in fernen Landen. Auch hier kann man sich des Wunderheilmittels erfreuen. Bisher nur geschmacklich, die Flaschengestaltung fürs künstlerische Genießen ist noch nicht ganz abgeschlossen.

Die Stammwürze der Orkmedizin beträgt 19°P. Damit liegt der Alkoholgehalt zwischen 8 und 9% (eher bei 9). Außerdem hat es mit 80 IBU den höchsten Bitterwert unter unseren Bieren. Gleichzeitig fällt es auch nicht so richtig in irgendeine Kategorie. Klassische deutsche Bockbiere sind selten so bitter, Extra Special Bitters sind nicht so stark und gegen die Kategorien IPA und Barley Wine sprechen die untergärige Hefe sowie das fehlende Hopfenstopfen. Aber wahrscheinlich kenne ich nur den passenden Biertyp nicht.

Rezept

Schüttung und Maischen

Das mit der Schüttung ist gar nicht so einfach und konsistent. Ursprünglich war es ein Restebier. Beim letzten Brauen waren folgende Malze dabei: Pale Ale (53%), Münchner II (23%), Pilsner (20%) und Caramünch I (4%). Für 8 Liter Ausschlag eine Gesamtschüttung von 3,415 kg. Hauptguss 11,3l, Nachguss 3,5l.

Einmaischen bei 57°C – dabei kühlt die Maische etwas ab für die erste Rast

Eiweißrast bei 55°C – 15 Minuten

Maltoserast bei 64°C – 33 Minuten

Verzuckerungsrast bei 72°C – 20 Minuten

Abmaischen bei 78°C – dann ab in den Läutereimer und erstmal stehen lassen.

Das sind genau die gleichen Rasten wie beim Mezzoforte. Das Bier wird so sehr dunkel (~30 EBC).

Würzekochen, Anstellen und Vergären

Die gesamte Kochzeit beträgt 90 Minuten. Gleich zu Beginn 22 Gramm Hallertauer Taurus, bei Kochzeitende 9 Gramm Hallertauer Tradition und 5,5g Strisselspalt. Dann noch Whirlpool und gut abkühlen lassen. Ich nehme hier gleich einen Liter Speise ab.

Bei acht Litern stelle ich mit einer Packung untergäriger Hefe (trocken, 10-11g) an. Mir gefällt die Fermentis Saflager W34/70 sehr gut. Hauptgärung passiert im extra dafür angeschafften Kühlschrank, der Inkbird hält ihn bei 10°C. In der Regel dauert da so etwa zwei Wochen. Mitsamt der Speise auf die Flaschen verteilen und dann nochmal 4 Wochen Flaschengärung. Wichtig finde ich das sehr kalte Vergären, beim ersten Mal waren es häufig noch weniger Grade (ohne Gärkühlschrank im Winter auf dem Balkon im Schatten). Dadurch wird das Bier (für die hohe Stammwürze) relativ klar im Geschmack.

Übrigens: Da wir ja auch meisten Ingwerbier haben, habe ich neulich ein Ingwerbier-Orkmedizin-Radler probiert. Das ist erstaunlich gut.

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