Bald nach unserem Umzug nach München war es irgendwann Zeit, die liebgewordene Brauanlage wieder aus ihren Kisten zu befreien und ihr etwas zu tun zu geben. Das erste Bier auf dem neuen Balkon sollte ein (damals noch namenloses) Pale Ale werden. Der Brautag fing auch ganz prima an, die Sonne schien, der Braumeister war gut gelaunt…bis sich gegen Ende des Vorgangs der Himmel verdunkelte und die Welt unterzugehen drohte.
Kurz darauf peitschten Regentropfen durch die Luft und suchten sich den Weg in den Kessel. Heldenhaft schmiss sich der Braumeister zwischen die Elemente und das noch junge Bier und brachte sein Werk in Sicherheit. Wieder drinnen, bis auf die Knochen durchgeweicht und einen Eimer Bierwürze in der Hand, strahlte der Braumeister und fragte: „Was hältst du eigentlich von Tempest als Name?“
Seither diente das Rezept als Grundlage für einige Hopfenstopfexperimente und wurde mittlerweile in drei Varianten wiederaufgelegt. Deswegen verbergen sich hinter Tempest eigentlich viele verschiedene Biere. Aus dem ursprünglichen Pale Ale ist inzwischen ein Session Pale Ale geworden. Da es unfiltriert ist, kann man bei Bedarf auch ein hazy oder cloudy davor stellen, das scheint sich momentan ja großer Beliebtheit zu erfreuen.
Und weil ein so besonderes Bier auch ein besonderes Etikett braucht, wird jedes mit viel Liebe handgedruckt:
Wie erwähnt ist das Tempest inzwischen ein Session Pale Ale mit einer Stammwürze von 11,5°P und vielleicht 30 IBU. Genau wissen wir das nicht, denn das ist nur der Wert, der vom Hopfenkochen kommt. Wir geben allerdings während der Hauptgärung noch einmal 5 Gramm Hopfen pro Liter zu (Hopfenstopfen, dry hopping). Der Alkoholgehalt liegt bei etwa 5%.
Es ist das erste Bier, bei dem wir das Stopfen ausprobiert haben und das Resultat ist eine schöne Hopfennase und bei den ersten Flaschen auch ein ganz frisches, blumiges Aroma, was aber mit der Zeit etwas nachlässt. Dosenfetischisten würden dafür die Flasche verantwortlich machen, aber der Beweis dafür lässt noch auf sich warten und irgendwie haben wir dann doch eine Vorliebe für Flaschenbiere.
Rezept
Schüttung und Maischen
Für elf Liter Würze 2460g Malz – davon etwa 40% Pilsener Malz, 40% Pale Ale und 20% Münchener Malz II. Hauptguss ist 9,11 Liter (plus ein wenig Milchsäure weil München), Nachguss 9,12 Liter.
Einmaischen bei 57°C – dabei kühlt die Maische etwas ab für die erste Rast
Eiweißrast bei 55°C – 10 Minuten
Maltoserast bei 63°C – 35 Minuten
Verzuckerungsrast bei 73°C – 20 Minuten
Abmaischen bei 78°C – dann ab in den Läutereimer und erstmal stehen lassen.
Würzekochen, Anstellen und Vergären
Die gesamte Kochzeit beträgt 90 Minuten. Gleich zu Beginn 5 Gramm Hallertauer Taurus als Vorderwürzehopfen, fünf Minuten vor Kochzeitende 8 Gramm Hallertauer Tradition und 7 Gramm Cascade. Dann noch Whirlpool und meistens lasse ich über Nacht abkühlen. Ich nehme hier gleich einen Liter Speise ab.
Bei elf Litern stellen wir mit einer Packung obergäriger Hefe (trocken, 10-11g) an. Wir haben bisher die SAFALE S-04, Danstar Nottingham Ale (Notty), und Gozdawa Hybrid Ale Yeast „Notty“ (ein Notty-Klon) ausprobiert und können eigentlich alle empfehlen. Hauptgärung passiert bei 18°C. In der Regel dauert das etwa zwei Wochen. Nach einer Woche kommt der Stopfhopfen dazu – beim ersten Mal waren das jeweils zur Hälfte Cascade und Motueka, beim zweiten war es nur Motueka. Zuletzt haben wir Strisselspalt probiert. Die Zusammensetzung wird sich wahrscheinlich noch einmal ändern, weil das Gewitterbier sicher noch mehr kann.
Mitsamt der Speise auf die Flaschen verteilen und dann nochmal zwei Wochen Flaschengärung.
Neben den erwähnten 5% Alkohol hat das Bier eine nominelle Bittere von 30 IBU. Unser Ziel ist ein wenig malziger Geschmack mit angenehmen Hopfennoten, die in Nase und Mund bleiben (um Enttäuschungen beim Trinken zu vermeiden).