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craft ist für den pöbel

HHBT 2024 (oder Deutschland kennenlernen mit Hobbybrauern)

Nachdem letztes Jahr so viel Spaß gemacht hat, stand ziemlich schnell fest, dass wir auch 2024 wieder die Haus- und Hobbybrautage besuchen wollten. Höchstadt a.d. Aisch ist im Gegensatz zu Oldenburg für uns auch so gelegen, dass man notfalls spontan hinkommt und so haben wir pünktlich zum Tag des Biers unsere Tickets gelöst.

Schon beim Anmelden gab es eine Neuerung: man konnte sich dieses Mal tatsächlich auch online anmelden! So fiel das Ganze letztes Jahr bemängelte „was hab ich eigentlich angekreuzt und bin ich jetzt wirklich drin“ weg. Zwar gab es ein paar Unklarheiten, etwa was eine Anmeldung für bestimmte Veranstaltungspunkte bedeutet, aber die Trajektorie zeigt ganz klar nach oben :)!

Und auch das Programm unterschied sich deutlich zu dem der HHBT 2023. Wer beispielsweise die Umgebung und ortsansässige Brauereien kennenlernen wollte, war dieses Jahr gefühlt besser bedient als in Oldenburg. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass dieses Jahr in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur e.V. und dem Kellerbergverein Höchstadt e.V. ausgerichtet wurde. Dafür war das Vortrags- und Workshopprogramm ausgesuchter als letztes Jahr.

Gleichgeblieben hingegen ist die grobe Struktur der Veranstaltung und so saßen wir Freitagnachmittag Punkt 17:30 Uhr fröhlich unter dem Dach der Fortuna Kulturfabrik, um die diesjährigen Referenzbiere des auf Vereinsmitglieder beschränkten HHBT Brauwettbewerbs zu verkosten. Die Stile waren in diesem Jahr Böhmisches Pils, Fränkisches Hell und Black IPA. Das Pils ist aus der Publikumsumfrage im letzten Jahr hervorgegangen und hat die etablierte Sortierung von zwei obergärigen und einem untergärigen Bier über den Haufen geworfen.

Als Plus hatten wir dieses Jahr David Hertl (vielleicht habt ihr eins seiner Biere schonmal im Getränkemarkt gesehen) und seinen Haus- und Hofsommelier für hilfreiche Einblicke am Tisch.

Die Verkosterschulung begann mit Vetretern des Fränkisch Hell in Form der hellen Biere von Greiff Bräu und Löwenbräu. Besonders das von Greiff ist wohl unter den Veranstaltern sehr beliebt und wurde als Inspiration bei der Wahl dieses Bierstils zitiert. Während des Probierens kam jedoch mehr Diacetylgeschmack zum Vorschein, als man gemeinhin damit verbinden würde, weshalb das Löwenbräu zumindest bei uns am Tisch ein bisschen beliebter war. Der Nebengeschmack blieb uns auch bei den nächsten zwei Proben – für böhmisches Pils ist eine gewissen Menge Diacetyl erwünscht. Referenzbiere dafür waren das Pilsner Urquell und das Staropramen.

Ostermann Black IPA und Brewdog Little Black Can durften Modell stehen für den dritten Stil: das Black IPA. Dieser Stil ist geschmacklich weit gefächert. Während das Little Black Can geschmacklich sehr nah am hellen IPA ist, weist das Ostermann’sche Black IPA deutliche Röstaromen auf.

Meister im Sud

Leider geht es dieses Jahr wieder drunter und drüber, und so konnten wir wieder nichts zum Sudmeisteraussschank am ersten Abend beisteuern. Haltet die Daumen gedrückt, dass sich das nächstes Jahr ändert :). Dieses Mal war die Bandbreite etwas eingeschränkter als im letzten Jahr, aber es gab trotzdem das eine oder andere Highlight. Unser Favoriten waren ganz klar alles von Mischa Böske, die kreative Auswahl der Silverbacks aus Dresden und das viertplatzierte Keep Smiling Hazy IPA der FairyTales Brewery. Zu letzterem kann man wirklich nur sagen Hut ab – Fuerst Wiacek hätte es nicht besser machen können <3! Was man allerdings nochmal hätte überdenken können, war das räumliche Arrangement. Mit allerlei Tischen und Sitzgelegenheiten neben den Ausschänken war es besonders am Samstag, als auch noch Aussteller dazu kamen, zeitweise sehr beengt. Das war in Oldenburg schöner gelöst.

Der zweite Tag begann für uns um 10:00 Uhr mit einem „Hop Update“. Dort wurde allerlei Neues aus der Welt der Hopfenerzeugnisse vorgestellt. Obwohl für die Hobbybrauerin nicht zu erwerben, war es schon spannend zu sehen, was sich die Industrie so einfallen lässt um sicherzustellen, das trübes Bier trüb bleibt und ein hopfiges Bier immer gleich hopfig ist, auch wenn es die Ernte eigentlich nicht hergibt. Im ersten Teil des Vortrags ging es um neue Hopfenzüchtungen. Vor allem sollen diese in Zeiten des Klimawandels besser zu kultivieren sein und einen stabileren, lupolinreicheren Ertrag liefern. Auf lange Sicht soll beispielsweise die am meisten angebaute Sorte Herkules vom neuen Titan abgelöst werden.

Irgendwas zwischen Schummeln und Zaubern

Im zweiten Teil wurde dann gezaubert. Vorgestellt wurde eine Reihe Hopfenextrakte in unterschiedlichen Darreichungsformen, die Aroma geben, das Bier trüben und den Schaum festigen sollen. Die Produkte wurden auch gleich ausprobiert und sorgten für breites Erstaunen, doch leider sind sie in Deutschland größtenteils sowohl für den Hobby- als auch den Kommerzbrauer unerreichbar – Reinheitsgebot sei Dank.

Indirekt haben wir im Lauf des Tages übrigens auch immer wieder von der Hauptverköstigung mitbekommen. Wie das so ist, waren manche Flaschen sehr gut, manche scheinen Opfer eines unerwünschten Gärprozesses geworden zu sein und waren entsprechend mit Fehlaromen angereichert. Black IPA scheint besonders schwer zu verkosten gewesen zu sein, weil es einen so starken Geschmack hat.

Nach einer längeren Mittagspause und ausgiebigem Stöbern auf dem Brauerflohmarkt, begannen wir unsere Runden durch den Tap-Takeover-Bereich. Leider hat uns da nur so mittelviel angelacht – aber vielleicht ist durch den Aufbau auch einfach viel an uns vorbeigegangen. Das Rotieren der Ausschenkenden hat dieses Mal jedenfalls besser geklappt als 2023, wir haben viel über Fassgärung erfahren und das eine oder andere Bierchen verschwinden lassen, bevor es ins nächste Seminar ging. Dort ging es im Großen und Ganzen um Hefe – leider hat der Referent dort aufgehört, wo es für uns interessant geworden wäre. Vielleicht ein Anreiz, das Thema im nächsten Jahr nochmal anders anzugehen.

Fazit

Bissi schade

  • Where are my ladies at? Wir haben zwar die eine oder andere Dame gesehen (und wiedererkannt :), aber meistens waren die dieses Jahr mit Orga beschäftigt. Menno. Kann man das nicht anders verteilen? Wir hätten gern gewusst, was bei denen so gebraut wird!
  • Vegetarisches Essen am ersten Abend. Wir würden es nicht erwähnen, wäre es nicht extra im Programm angesprochen worden. Am Ende wurde mehr Obatzda gegessen als gesund ist, aber eigentlich weniger aus Lust und mehr aus Mangel an Alternativen. Und der Angst, keine Basis für den folgenden Verkostungsmarathon zu haben, da wir nicht um die Ecke untergebracht waren und sich viel Bier ohne Grundlage nicht gut mit langen Busfahrten verträgt. Ist nicht schlimm, kennt man aus dem Biergarten, aber na jaaa…macht denen, die ohne Wurst auskommen, halt keine Hoffnung.

Höhepunkte

Die vielen interessanten Gespräche! Besonderer Dank geht dabei an unseren neuen Freund Beni und unseren „alten Bekannten“ Mischa. Nachdem wir immer noch ein bisschen mit unserem Wasser kämpfen und der letzte Sud, auf den wir uns gefreut haben, nicht so richtig was geworden ist, haben wir vor den HHBT ein bisschen in einem Brauloch gesteckt. Aber die guten Unterhaltungen mit euch haben uns einen kleinen Tritt in den Hintern gegeben und wir haben schon auf dem Rückweg angefangen, über neue Ideen zu reden. Es gibt so viel auszuprobieren! Man muss sich nur ab und zu dran erinnern. Wir freuen uns, euch nächstes Jahr wieder zu sehen!

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